Triolettenkranz
(1) Nacht und Licht
Die Nacht umhüllt der Sterne Licht!
Wie willst du deinen Weg wohl finden,
Wenn alle gold’nen Sterne schwinden?
Die Nacht umhüllt der Sonne Licht!
Lässt du die bangen Zweifel walten,
Wie willst du fest am Glauben halten?
Die Nacht umhüllt der Sonne Licht.
(2) Licht und Nacht
Hell dringt das Licht durch Nacht und Graus!
Wohl möchten sie uns gern verwirren;
Ein fromm Gemüt lässt sich nicht irren,
Hell strahlt das Licht durch Nacht und Graus!
Lass‘ Aberwitz und Mystik walten,
Und Unvernunft und Dummheit schalten!
Hell dringt das Licht durch Nacht und Graus!
(3) Lenz und Winter
Dem Lenze folgt die Mitternacht!
Vom strengen Frost erstarrt die Blume,
Nacht wird’s in Florens Heiligtume,
Dem Lenze folgt die Winternacht:
Hast du nicht unter heißen Küssen
Dich aus der Liebe Arm gerissen?
Dem Lenze folgt die Winternacht!
(4) Winter und Lenz
Dem Veilchen weicht des Winters Spur?
Sanft tönt der Schöpfung neues Werde!
Da duftet die vergnügte Erde,
Dem Veilchen weicht des Winters Spur!
Und wirst du fest auf Gottvertrauen,
So flieh’n des bangen Zweifels Grauen,
Dem Veilchen weicht des Winters Spur.
(5) Die plätschernde Welle
Des Baches Welle netzt die Flur!
Brennt heiß die Sonne auf den Matten,
So weilt sich’s gut im kühlen Schatten;
Des Baches Welle netzt die Flur!
Und wenn die finstren Sorgen walten,
Kann treue Liebe aufrecht halten;
Des Baches Welle netzt die Flur!
(6) Die rollenden Wogen
Die Woge rollt dem Meere zu!
Der Schiffer wäre gern gelandet,
Wär‘ er im Osten nicht gestrandet;
Die Woge rollt dem Meere zu!
Den Strom der Zeit kann niemand hemmen,
Mag er das Glück der Welt verschwemmen!
Die Woge rollt dem Meere zu!
(7) Ewige Leere
Ihr Herz bleibt ewig liebeleer!
Sie achtet nicht der bittren Tränen,
Sie kennet nicht mein heißes Sehnen,
Ihr Herz bleibt ewig liebeleer!
Das Wort versiegt, die Pulse schleichen!
Des Jünglings rote Wangen bleichen!
Ihr Herz bleibt ewig liebeleer!
(8) Gewährung
Sie sagte froh Gewährung zu!
Als ich sie bat, mich anzuhören,
Auf ewig Treue mir zu schwören;
Sie sagte froh Gewährung zu!
„Wird Liebchen denn mit holden Blicken
auch andre Männer noch erquicken?“
Sie sagte froh Gewährung zu!