Bewegungsstudie

◡ — ◡ —, ◡ — — ◡

Ein Hirn, in dem ein Vers groß wird,
Hat gut zu tun – nach Klang suchend
Im Silbentopf, nach Sinn stöbernd
Im Wörterschrank durchwühlt alles,
Und findet nichts, und wächst trotzdem
Zur Schönheit auf der Wahrsprecher;
Doch legt er nichts zurück, räumt nichts
Vom Ausgeräumten ein, lässt es
Des Hirns Problem sein. Leis seufzend
Schafft’s Ordnung, schafft erneut Ordnung,
Und einmal noch; zur Tür geht’s dann
Und macht sie auf, hinaus stößt es
Den Vers, dass er die Welt sehe;
Und sie ihn.

Ohne Titel

Fort wirf alles, was Gedöns ist,
Technikkram! und wo was Schön’s ist,
Schau gut hin:
Mit Eigensinn.

In allen Lebenslagen

Wenn jemand läuft und laufend jäh den Fuß wechselt
Und stürzt und jammernd vor dir liegt, sollst Trost spenden
Du ihm; und später erst des Sturzes Grund nennen.

Dem Dichter gegeben

Ein Grab? Für mich? Nun, her damit –
Ein wenig Erde, locker noch,
Wo nicht, mit Blumen bunt bepflanzt,
Ein Stein, ein Name, alles das
Ist dem Gedicht seit je ein Freund.

Bald dämmert’s

Der Nacht Stille gebiert Zeilen
Von schräg-lustiger Art,
Doch sprießt schließlich dem Vers-Rhythmus
Der altbekannte Bart …

Die Uhr ist Zeuge

Es kommt sich wie gestohlen vor
Der alte Moosfrosch, spitzt das Ohr,
Vernimmt des Diebs Von-Dannen-Schleichen
Und weiß die Nacht der Venus weichen …