Einmalig!

Nichts Neues unter der Sonne,
So sprechen die Weisen am Belt,
So fabeln die Dichter im Süden –
O Lüge so alt wie die Welt!

So die erste Strophe eines Gedichts von Heinrich Ritter von Levitschnigg, der ein Schachbegeisterter war und auch ein Schachbuch geschrieben hat; wie passend, dass gerade eine heute gespielte Schachpartie geeignet sein könnte, den Inhalt der Strophe zu stützen!

Eigentlich sind tatsächlich alle Fehler schon einmal gemacht worden, jedenfalls bezogen auf die allerersten Züge einer Schachpartie; und alle Wege, die eigene Dame innerhalb von sechs Zügen zu verlieren, sind sicher schon gegangen worden. Aber!

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Hier sitzen zwei Spieler am Brett, deren Spielstärke sich deutlich unterscheidet, und um trotzdem eine ausgeglichene Partie zu ermöglichen, verzichtet Schwarz von Anfang an auf seine wertvollste Figur, die Dame, und auf einen wichtigen Schutz seines Königs, den Bauern auf f7. Dann geht es los:

1.e2-e4 Sg8-h6, 2.Sb1-c3 e7-e6, 3.Dd1-h5+ g7-g6, 4.Dh5-e5. Mit Doppelangriff auf den Turm h8 und den Bauern c7! 4. … Sh6-f7. Schwarz schützt den Turm und bedroht die weiße Dame. Die zieht weiter: 5.De5xc7 Sb8-c6. Eigentlich hätte Weiß die Dame gar nicht erst auf Raubzug schicken sollen – sein Mehr an Kraft ist durch den schwarzen Verzicht auf Dame und Bauer auch so groß genug?! Jetzt aber droht die Dame im feindlichen Lager zu stranden, und sollte sich schleunigst nach g3 zurückziehen. Indes: 6.Lf1-b5 Lf8-d6.

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Da ist es passiert: Die weiße Dame ist angegriffen und kann dem Geschlagenwerden nicht mehr entkommen. Weiß gab auf!

Und vielleicht, ganz vielleicht gab es diese Partie wirklich noch nicht: Weder wird (heutzutage) sonderlich oft mit Vorgabe gespielt, noch, sollte es doch geschehen, mit genau dieser Vorgabe; und auch der erste schwarze Zug ist vergleichsweise ungewöhnlich. Also!

Erzählverse: Der Hexameter (174)

Englische Hexameter sind ein seltenes Gut; der Verserzähler hat aber schon einige Mal auf Longfellows 1847 erschienener „Evangeline“ hingewiesen – in (13), (71) und (118), um genau zu sein. Ein Werk, das Einfluss hatte: Schon 1848 erschien Arthur Hugh Cloughs „The Bothie of Tober-na-Vuolich“, ein Werk, das nach einem, bezeichnenderweise lauten! Lesen der „Evangeline“ entstand. Dabei sind Clougs Hexameter aber durchaus eigenständig:

 

But in the interval here the boiling, pent-up water
Frees itself by a final descent, attaining a basin,
Ten feet wide and eighteen long, with whiteness and fury
Occupied partly, but mostly pellucid, pure, a mirror;
Beautiful there for the color deriv’d from green rocks under;
Beautiful, most of all, where beads of foam up-rising
Mingle their clouds of white with the delicate hue of the stillness.
Cliff over cliff for its sides, with rowan and pendant birch boughs,
Here it lies, unthought of above at the bridge and pathway,
You are shut in, left alone with yourself and perfection of water,
Hid on all sides, left alone with yourself and the goddess of bathing.

 

Da ist ein gewisser Hang zum Alternieren, wohl auch bedingt durch die häufiger als sonst üblich zweisilbigen fünften Füße; aber trotzdem bewusste und wirkungsstarke Verse, nicht nur nach meiner Meinung (die nicht zählt, weil ich kaum Englisch kann), sondern auch nach der der zeitgenössischen Kritik, die dem Werk insgesamt wohlwollend gesonnen war.