In Georg Brittings „Gedichte 1940 – 1951“, erschienen 1957 in der Nymphenburger Verlagshandlung, finden sich zu Beginn, unter „Die Begegnung“, mehrere Dutzend Sonette, die den Tod zum Inhalt haben; darunter auch „Der zarte, kleine Herr“ (Seite 21):
Ein Engel, flammend, sollte vor mir stehn,
Mit goldnem Schwert, mit erzgetriebnem Schild –
Mein Auge würde sich vor diesem Bild
Entsetzen, und ein Sturmwind würde wehn
Von drüben her: So malte man dich wild!
In solchem Sturme würde ich vergehn!
Nun bist du anders, und ich darf dich mild
An meinem schweißgetränkten Lager sehn.
Bist dus denn, Tod? Der zarte, kleine Herr?
Und ungepanzert? Und in deiner Stimme
Ist nichts von eines Cherubs wildem Grimme?
Ach, Schwert und Panzer wären dir zu schwer!
Und so viel Aufwand wär auch fehl am Ort:
Brauchst nicht zu schrein! Ich hör dein leises Wort!
Da fielen mir schon einige Dinge ein, die nicht so ganz rund scheinen? Weniger der Kreuzreim des zweiten Quartetts – das stört nicht; aber die Verse dieses Quartetts scheinen unter dem Druck der Reime nicht ganz frei, in Inhalt und Bewegung …
Aber was soll’s! Insgesamt entwickelt sich der Inhalt in Übereinstimmung mit der grundlegenden Sonett-Architektur, und das reicht allemal, um überzeugend zu wirken.