Nach dem, was im dritten Eintrag zur Bewegungsschule besprochen wurde, gibt es drei Arten von Halbversen – einen, in dem die Sinneinheiten den metrischen Einheiten entsprechen, und zwei, in denen sich die Sinneinheiten von den metrischen Einheiten unterscheiden:
ta ta TAM / ta ta TAM
ta ta TAM ta / ta TAM
ta ta TAM ta ta / TAM
Dazu kommt noch eine vierte Art; dieser Halbvers weist überhaupt keine Unterteilung auf, das heißt, er besteht aus einer einzigen Sinneinheit!
„Sinneinheit“ ist, das sollte vielleicht erwähnt werden, kein genau bestimmter Begriff. Was dem einen zusammenzugehören scheint, ist für die andere klar geschieden; und auch die Vortrags-Geschwindigkeit spielt eine Rolle – beim schnellen Sprechen ziehen sich oft Silben zu einer Sinneinheit zusammen, die bei langsamem Sprechen in zwei Sinneinheiten zerfallen. Genitiv-Attribute kämen da in Frage:
„Das Vergehen der Zeit“, oder andersrum „Des Gestorbenen Grab“ – langsam gesprochen zwei Sinneinheiten, schnell gesprochen eine Sinneinheit?!
Noch enger ist die Verbindung zwischen Substantiv und Adjektiv – das ist meist eher eine Einheit, als dass es sich als zwei Einheiten sprechen ließe: „Das bekannte Gedicht“, „Der vollkommene Vers“.
Eigentlich immer als eine Einheit spricht man die sechs Silben unseres Halbverses, wenn die beiden schweren Silben zum gleichen Wort gehören: „In den Nudelsalat“, „Am Sankt Nimmerleinstag“, „ein Verlegenheitsschuss“, „Differenzenquotient“.
Die „vierte Form“ sieht also so aus:
ta ta TAM ta ta TAM
Damit gibt es schon 16 verschiedene Bewegungsmuster für den gesamten Vers! Ich schlage vor, deren Möglichkeiten auszutesten und gegeneinander abzuwägen; mit besonderem Ohr für die neu hinzugekommene vierte Form.
Ist da Herz / wie auch Schmerz || – ist’s ein Liebesgedicht.
Eine kleine Wörterliste mit sechssilbigen Ausdrücken der „vierten Art“ hilft aber sicher auch, die Bewegung zu verinnerlichen?!