Wie das in (47) gezeigte Gedicht Klopstocks ist auch „Glück, herrenloses“ von Christian Wagner ein „Vier-Hexameter-Epigramm“:
Glück begehr ich von Gott, doch herrenloses und nicht ein
Andern gehöriges Glück. – Denn niemals möcht ich ein Glück, das
Andere kostet Verzicht; nur Glück aus dem Schoße der Gottheit,
Fernher kommend und schön, rotblumig gleich Oleander.
In mancherlei Hinsicht bedenkenswerte Verse?!
Da sind einmal die zwei sehr heftigen Zeilenumbrüche der ersten beiden Verse, gegen die sich die Verseinheit im Vortrag erst einmal behaupten muss – meint, man muss sich überlegen, wie man zwischen „ein“ und „Andern“ eine erkenntliche Verzögerung“ zum Ausdruck bringen kann! Ebenso zwischen „das“ und „Andere“.
Der vierte Vers rettet den ganzen Text ein wenig, der zuvor sehr blass und gedanklich daherkommt und erst hier zu einer gewissen Bildlichkeit und Wirkkraft findet. Bestünde das Gedicht aus Distichen, läse sich die Versmitte ohne Schwierigkeiten:
Fernher / kommend und / schön, || rotblumig / gleich Ole- / an(der).
Aber es ist ja ein Hexameter, der Vers endet auf eine unbetonte Silbe: „-der“. Also:
Fernher / kommend und / schön, || rot- / blumig / gleich Ole- / ander.
Dann ist „schön rotblu-“ einer der Voß’schen „geschleiften Spondeen“, und man muss als Vortragender schauen, wie man das darstellt; wahrscheinlich liest am am besten alle drei Silben auf einer „mittleren Betonung“?!
Alles in allem kein großes Gedicht, aber doch ein eigenständiges Werk.