Stefan Georges „Der Auszug der Erstlinge“:
Uns traf das los: wir müssen schon ein neues heim
In fremdem feld uns suchen die wir kinder sind.
Ein efeuzweig vom feste steckt uns noch im haar ·
Die mutter hat uns auf der schwelle lang geküsst ·
Sie seufzte leis und unsre väter gingen mit
Geschlossenen munds bis an die marken · hingen dann
Zur trennung uns die feingeschnizten tafeln um
Aus tannenholz – wir werfen etliche davon
Wenn einer aus den lieben brüdern stirbt ins grab.
Wir schieden leicht · nicht eines hat von uns geweint ·
Denn was wir tun gereicht den unsrigen zum heil.
Wir wandten nur ein einzigmal den blick zurück
Und in das blau der fernen traten wir getrost.
Wir ziehen gern: ein schönes ziel ist uns gewiss
Wir ziehen froh: die götter ebnen uns die bahn.
– Im ganz eigenen George-Klang, wie zu erwarten; und im George-Schriftbild, Rechtschreibung, Groß- / Kleinschreibung, Zeichensetzung und alles.
Aber wenn man daran einmal vorbeidenkt und sich die Verse vorspricht , merkt man – jedenfalls ging es mir so: Hier fällt es recht schwer, den Vers als Einheit hörbar zu machen, viel schwerer jedenfalls als zum Beispiel in einem Trimeter-Text von Mörike.
Das liegt auch an den manchmal sehr unscheinbaren Zäsuren, der sich nicht sofort erschließenden Unterteilung des Langverses?!
Viel länger dürfte der Text jedenfalls nicht sein; er fordert dem Leser viel Aufmerksamkeit ab, was über eine kurze Anzahl von Versen sicher zu leisten ist; aber je länger, deso mühsamer, und von daher denke ich, der Text ist aus gutem grund nicht noch umfangreicher.
Aber wie auch immer: Eine eigene Trimeter-Stimme auch dies, und wenn man sich den Text nicht nur einmal, sondern mehrere Male vorspricht, hat man einen Bezugspunkt mehr im Ohr, wenn es an das Schreiben eigener Trimeter geht?!