In Gerhart Hauptmanns „Sämtlichen Werken“ finder sich im vierten Band, erschienen 1964 bei Proyläen, auf den Seiten 70-72 das Vierheber-Stück „Hoch im Bergland von Arkadien“. Dessen Anfang geht so:
Hoch im Bergland von Arkadien,
das in Argos‘ Ebne blicket,
rauchen Feuer. Hoch im Bergland
opfern die Pelager ihrem
unsichtbaren Gotte Zeus.
Sinnend steht der alte Priester
an dem roten Stein des Altars,
lauscht den Winden, lauscht dem Säuseln
gelber Blüten an der Felswand.
Und es lauschen die Pelager –
lauschen nur und sind erhoben.
Aber einer tritt zum Priester,
einer, der des Windes Säuseln,
der der Wolken Bergversammlung
nicht bemerkte, auch die Stille
nicht empfand, und sprach zu ihm:
„Nie noch sah ich unsre Gottheit,
die uns schützt und die uns führet,
sage mir, wie denk ich jenen
Gott mir? Zeige mir den Gott!“
– So muss es ja kommen, könnte man da sagen … Vom Vers her sind es ganz angenehme Vierheber, scheint mir? Sie formen, aber drängen sich nicht in den Vordergrund. Nicht nur angenehm, sondern ausgezeichnet erscheinen mir aber die Schlussverse des Stückes! Die Pelasger haben sich, nachdem der Zweifel erst einmal in der Welt war, schließlich abgewandt und andere Götter gefunden, aber:
Hoch im Bergland von Arkadien
sprach mit seinem unsichtbaren,
großen Gotte noch der Priester.
Der ging atmend durch die Berge
noch und bildete die Wolken,
warf den Bach hinab zu Klüften,
donnerte und spielte leise
mit den gelben Bergesblumen,
fürchtete die neuen Götter
nicht und zürnte nicht den Menschen;
und der Priester kniete nieder
wieder vor dem höchsten Gotte.
Schöne, ruhige, ausgewegene Bewegungen, gelassene Bögen, wenn man so will, passend zum Inhalt. „nieder“ / „wieder“ ist ein seltsamer Reim kurz vor Schluss?! Insgesamt jedenfalls eine angenehme Lese- und Hörerfahrung (wenn es kein anderer tut – sich selbst vorsprechen, die Verse; es lohnt sich!)