Der folgende Text, „Landregen“, stammt von Joachim Ringelnatz. Der hat ohnehin „Reimgedichte mit vielen Freiheiten“ geschrieben und ist also ein ganz guter Prüfstein für das Madrigal im 20. Jahrhundert?!
Der Regen rauscht. Der Regen
Rauscht schon seit Tagen immerzu.
Und Käferchen ertrinken
Im Schlammrinn an den Wegen.
Der Wald hat Ruh.
Gelabte Blätter blinken.
Im Regenrauschen schweigen
Alle Vögel und zeigen
Sich nicht.
Es rauscht urewige Musik.
Und dennoch sucht mein Blick
Ein Streifchen helles Licht.
Fast schäm‘ ich mich, zu sagen:
Ich sehne mich nach etwas Staub.
Ich kann das schwere, kalte Laub
Nicht länger mehr ertragen.
Wer mag, kann die gestern in (1) für das Madrigal aufgestellten wenigen Grundsätze hier aufzuspüren versuchen. „Waisen“ gibt es allerdings auch hier nicht! Ansonsten ist es ein nettes, kleines Gedicht, nichts besonderes; und auch nicht recht zur Jahreszeit passend, denn nach den teils heftigen Schauern gestern war heute schon wieder ein unschön schwüler Tag.