„Der Ichlehrer“ stammt von Jens Baggesen und ist, hm: ein klein wenig wunderlich.
Ich setze mich!
Versammelt euch zu meinen Füßen,
Ihr Herren! Jeder setze sich
Und horche meinen strengen Schlüssen.
Ich selbst bin ich,
Gesetzt durch mich,
Und, weil ich mich gesetzt, verstehet sich!
Du da bist du! Er dort ist er!
Doch diese Duen, diese Erren
Sind alle Nicht-Ich, meine Herren!
Nur wer sich setzt durch sich, wie ich mich setzte, der
Ist ebenfalls ein Ich und aller Nicht-Ich Herr,
Gebietet in der Welt der Duen und der Erren,
Ein jetz’ger Mensch, ein künft’ger Gott!
Da habt ihr simpel, leicht, und zwar im Grunde spott-
Wohlfeil, den Stein der Weisen, meine Herren!
Ja. Zum Glück geht es ja vor allem um die Form. Die ist, obwohl das recht bunt aussieht, eigentlich streng: Die Verse sind ausnahmslos iambisch-alternierend gebaut, es gibt keine Waisen; die Verslänge schwankt, nimmt aber recht regelmäßig zu zum Ende hin, so dass der Unterschied zwischen Zweihebigen und sechshebigen Versen vielleicht gar nicht so auffällt?! Sich / ich / mich / sich ist ein Vierfachreim nur aus Fürwörtern, aber das passt ja zum Inhalt.
Der Reim entscheidet auch, was Vers ist und was nicht – „Ich selbst bin ich, / gesetzt durch mich“ sind zwei Verse, „Du da bist du! Er da ist er!“ ist einer; ich glaube aber nicht, dass man den Unterschied im Vortrag hören kann? Eher „andersrum“ …
Ansonsten fälllt noch der heftige Zeilensprung nach dem „der“ auf, das Reimwort ist zum „er“ (wozu noch das „Herr“ tritt. „Er, der Herr“? Hm). So gesehen alles ein wenig dünn, wenn man die Versenden betrachtet; da das ganze aber ohnehin ein wenig nach „heißer Luft klingt (klingen soll), wie gesagt: passt es.
Bestimmt kein großes Gedicht, aber doch erheiternd und ein weiteres brauchbares Beispiel dafür, was man mit der Madrigals-Form so alles anstellen kann!