Wolfgang Binder: Friedrich Hölderlin.
Nach dem unter (40) vorgestellten Hölderlin-Band ist das hier sozusagen die „zweite Hälfte“: Hölderlin-Studien, die Binder nach dem ersten Band verfasst hat, erschienen 1987 bei Suhrkamp. Auch hier ist der ganze Band lesenswert, und auch hier gibt es einen ganz besonders für Versfreunde wichtigen Abschnitt: „Hölderlins Verskunst“.
In ihm geht Binder noch einmal auf Hölderlins Odenstrophe ein, was sicher nicht falsch ist – Hölderlin ist ohne die Denstrophen nicht denkbar, und die deutsche Ode nicht ohne Hölderlin; darüber hinaus widmet er sich aber auch Hölderlins Distichen sowie den Versen der hölderlinschen Hymnen-Dichtung, immer mit Gewinn für den Lesenden. Wer also reinschauen will und kann – es lohnt sich.
Noch stärker ausdeutend der Vers:
Langsam eilt und kämpft das freudigschauernde Chaos
Der gehaltene Gang dieses Verses – alle Doppelsenkungen, bei denen es erlaubt ist, sind durch einfache ersetzt – veranschaulicht unmittelbar die langsame Eile des Chaos.
– Sagt Binder auf Seite 99; Auch so ein Vers Hölderlins, der durch die Vereinzelung erst so richtig in seiner (hexametrischen) Eigenheit verständlich wird …