Erzählformen: Das Sonett (7)

Die Henne

War nicht am Anfang diese Henne schon und saß
breit auf dem Ei, dem zimmerlosen Hause
der Einfachheit, das die Gestirne rasend ohne Pause
abzeichnen an den Himmel, unverlierbar Maß?

Im Dunkel aber der umwölbten Klause
bewegt sich schon, was sich ins Dasein fraß,
klopft an die Tür des Tags, die spröd wie Glas
aufkracht im Kreis: da liegt die Welt zum Schmause.

Ja kaum entkrochen, feucht im Erdenwind,
auf Stelzenbeinchen stehend, dreht’s den Kopf,
es äugt die Hirse, zielt, und traut dem Schein.

Die Mutter aber, bei gesträubtem Schopf,
schlägt mit den Flügeln wild, bestaunt das Kind,
und schreitet würdevoll und führt es ein.

 

„Die Henne“ ist ein Sonett von Franz Janowitz. Ein im Wortsinn unbekümmertes; jedenfalls ist das mein Eindruck. Auch angesichts der drei Sechsheber im ersten Quartett, von denen zumindestens zwei genausogut Fünfheber sein könnten; und von denen der Text im weiteren nichts mehr wissen will, wenn er ausnahmslos den für das Sonett kennzeichnenden iambischen Fünfheber verwirklicht?

Auch inhaltlich scheinen die Quartette ein wenig richtungslos; was sich in den Terzetten ändert, wo der Text dann spätestens ein wirkliches Erzählsonett ist.

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