Wo Frank Wedekind war, war ein Skandal nicht fern. Auch in seinen Gedichten ging es oft hoch her; in „Gruß“ allerdings, dem ersten Gedicht einer vier Gedichte großen Gruppe, „Tänze“ genannt, lässt sich die Aufregung bestenfalls ahnen:
Ich weiß ein allerliebstes Kind,
Ein Kind, wie selten Kinder sind,
Mit schwarzem Auge, schwarzem Haar,
An Wuchs und Bildung wunderbar!
’s ist nicht zu groß und nicht zu klein,
’s ist nicht zu dick und nicht zu fein,
Es singt und springt und tanzt und lacht,
Hat manchen schon verrückt gemacht.
– Das ganze Gedicht, vier Reimpaare in zwei Gruppen zu zwei; trotzdem allemal eine runde Beschreibung. Das „’s ist“ kann man, denke ich, auch als „Es ist“ lesen, als zweisilbig besetzte Anfangssenkung, das Gedicht verliert nichts dadurch; aber einsilbig geht es selbstreden auch.
Hier scheint das Reimpaar dem Inhalt eine passende Form zu sein!?