Ganz anders als Hölderlins Oden klingen die von Ludwig Hölty: sanfter und zarter und trauriger. Seine berühmteste Ode ist sicherlich „Auftrag“:
Ihr Freunde, hänget, wann ich gestorben bin,
Die kleine Harfe hinter dem Altar auf,
Wo an der Wand die Totenkränze
Manches verstorbenen Mädchens schimmern.
Der Küster zeigt dann freundlich dem Reisenden
Die kleine Harfe, rauscht mit dem roten Band,
Das, an der Harfe festgeschlungen,
Unter den goldenen Saiten flattert.
Eben eine „elegische Ode“; Karl Vietor hat sie in seiner Geschichte der deutschen Ode „das vielleicht vollkommenste Muster“ einer solchen elegischen Ode genannt und weiter so beschrieben:
„Die leichte, fließende Art dieses Gedichts war für die deutsche Lyrik unerhört. Schlichtheit und kunstvolle Fügung hatte man noch nicht so verbunden gesehen. Bedeutender noch der bestimmte, natürliche Ton einer edlen, sanften Empfindung“ (S. 144, 145).
Auch andere haben sich Gedanken gemacht; wer mag, kann ja einmal bei Walter Hinck hineinlesen.
Was fällt auf in Bezug auf die Form?! Hölty wählt immer die einfache, schlichte Lösung („Altar“ betont er dabei „andersrum“, entgegen dem gewöhnlichen Gebrauch auf der ersten Silbe?!), wodurch die Strophe keinerlei innere Spannung bekommt; was dem gewünschten Tonfall entspricht. Ein gutes BeispieI dafür ist dieser Vers:
Manches verstorbenen Mädchens schimmern.
Wenn man da Versfüße unterlegt …
X x x / X x x / X x / X x
Manches ver- / storbenen / Mädchens / schimmern.
… wird die fehlende Spannung auch sichtbar.
In den ersten beiden Versen jeder Strophe beachtet er die Zäsur nach der fünften Silbe:
x X x X x | X x x X x X
– Wie schon erwähnt, das ist keineswegs immer so. Hält man sich aber daran, bekommt man zwei gut zu unterscheidene Halbverse – unbetonter Beginn, unbetonter Schluss | betonter Beginn, betonter Schluss, was zusammen mit der zweisilbigen Senkung den Vers erkennbar formt.
Alles in allem ein Text, der seine Wirkung tut. Hölty ist jung gestorben, hat aber einige wirklich gute Gedichte geschaffen in seinem kurzen Leben …