Es gibt heute nicht viele, die Romane schreiben und davon leben können; und noch weniger, die Gedichte schreiben und damit ihren Lebensunterhalt bestreiten?! Also geht man tagsüber einer Erwerbsarbeit nach und schreibt abends und nachts, Romane wie Gedichte.
Das war wahrscheinlich auch zu Adelbert von Chamissos Zeiten so, allerdings findet er am Ende seines Blankvers-Textes „Nachhall“ große und weihevolle Worte zur Beschreibung dieses Umstands, der auch gar nicht notwediges Übel ist, sondern Berufung! Er ruft den „jüngern Sangbegabten“ zu:
Esst euer Brot, das ist der Menschen Los,
In eures Angesichtes Schweiß; dem Tage
Gehöret seine Plage: spaltet Holz,
Karrt Steine, wenn die Not es von euch heischt;
Wann aber schlägt die Abendfeierstunde,
Und in des Himmels Räumen sich entzündet
Das Licht der Sterne, dann, Geweihte, schüttelt
Von euch die Sorgen, frei erhebt das Haupt
Und frei belebt die heil’ge Nacht mit Tönen;
Ruft in den Schlafenden die Träume wach,
Die Träume jener Welt, die in euch lebt;
Das Reich der Dichtung ist das Reich der Wahrheit,
Schließt auf das Heiligtum, es werde Licht!
Das kann man jetzt übertrieben und kitschig finden und hat damit sicherlich recht; trotzdem mag ich die Verse, wie überhaupt vieles von Chamisso. Das liegt, wie oft, am Klang; spricht man sich seine Blankverse vor, hört man immer wieder eine kleine Überraschung, einen Binnenreim zum Beispiel; und eine schöne, starke Bewegung.