Oft kommt es mir so vor, als wollten die Verfasser die Dinge grundsätzlich angehen, wählen sie als Form das Reimpaar: Weg alles, das den Blick verstellt!
Besonders deutlich tritt das zu Tage, werden die Reimpaare nicht gereiht, sondern durch Leerzeilen abgesetzt; und wenn dann noch jeder Vers einen Satz fasst, der Satz aber keinesfalls mehr als ein Reimpaar füllt, entstehen Texte wie Werner Bergengruens „Spätherbst“ („Figur und Schatten“, Nymphenburger Verlagshandlung 1958, Seite 127):
Das Jahr wird groß, die Erde weit.
Zeit wölbt sich hoch wie Ewigkeit.
Wie hallt der Schritt. Das Land ward hart.
Waldbäume ragen schwarz erstarrt.
Die Leere wächst beängstend nach.
Aus kahlem Astwerk steigt das Dach.
Doch durch der Zweige Anmut bricht
Im Sturz das weiße Sternenlicht.
O kühle Nacht, o Sternenschein!
Mein Herz will euch gehorsam sein.
– Ich kann mir nicht vorstellen, Bergengruen habe nicht gewusst, was er mit einer Anrufung wie der im letzten Verspaar anrichtet – erst recht, wenn sie an Nacht und Sterne ergeht; aber offenkundig war’s ihm gleichgültig …