Erzählverse: Der trochäische Vierheber (39)

Der Ziegelschlag

Weit gedehnte, öde Strecken,
Schmutzig-gelbe Wassertümpel;
Einsam ragt der Schlot des Ofens
Über morsche Bretterschuppen.

Fahle Menschen, wie geknetet
Aus dem fahlen Lehm des Bodens,
Drin sie wühlen, treiben lautlos
Jahr um Jahr ihr ödes Handwerk.

Füllen und entleeren Truhen,
Mischen, treten, streichen, schlichten,
So des Backsteins ewig gleiche
Form verdrossen wiederholend.

Träge ziehn vorbei die Stunden;
Aufgelöst in Staub und Hitze,
Oder rings in Kot zerfließend,
Scheint die Welt auch hier zu Ende.

 

Denkt man den ungereimten, gereihten trochäischen Vierheber als den üblichen Fall und die strophische Anordnung von ungereimten trochäischen Vierhebern als die Abweichung davon, das Besondere; dann stellt sich die Frage nach dem Grund der Abweichung.

In Ferdinand von Saars „Der Ziegelschlag“ kommt diese Begründung aus dem Inhalt: „So des Backsteins ewig gleiche / Form verdrossen wiederholend“, das lässt sich ja ganz leicht umdenken auf die Strophe aus vier ungereimten trochäischen Vierhebern!

Eine gelungene Formwahl also.

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