Wieder, wie in (15), Christian Morgenstern, wieder mit einem kurzen Text: „Einer Schottin“.
Nie hörte ich mit solchem Liebreiz je ein Weib
antworten, mit solch hingegebenster Weiblichkeit,
als dich dein ‚yes‘, dein ‚yes‘ auf deiner Nachbarn Wort.
Der sanften braunen Augen einer jungen Kuh
erinnert mich dies so von aller Feindlichkeit,
von aller Selbstigkeit entblößte, weiche ‚yes‘.
Und schottische Mondscheinnächte, wie ich manchmal sie
gemalt sah, steigen herzelösend vor mir auf
und zeigen mir die Heimat, deren Kind du bist.
„Die sanften braunen Augen einer jungen Kuh“?! Hm. Da fragt man sich, ob Morgenstern den Text besagter Schottin gezeigt hat …
Rein vom Vers her, jedenfalls: fällt die besonnene Art auf, mit der Morgenstern von den Möglichkeiten Gebrauch macht, die der Trimeter hat zur Auflockerung: das „antworten“ am Versanfang, die beiden mit zwei unbetonten Silben besetzten Senkungen im Versinneren, die zwei recht harten Zeilensprünge am Versende. Das ist nicht viel, und doch reicht es, dem Text seine Eintönigkeit und Schwere zu nehmen?!