Zum Wesen des Hexameters gehört es, über längere Strecken gereiht zu werden. Das heißt aber nicht, dass man ihn nicht als Bestandteil eher strophischer Gebilde verwenden könnte, sei es solcher antiken Vorbilds, oder ganz eigener, selbstgeschaffener!
Karl Philipp Conz führt in seiner „Elegie an eine Freundin beim Tode ihrer Schwester“ die Verbindung zweier Hexameter mit einem daktylischen Vierheber der Form
X x (x) / X x x / X x x / X
vor; der ja, eigentlich und irgendwie, ein Teilhexameter ist im Fall einer Zäsur im vierten Fuß:
X x (x) / X x (x) / X x (x) / X || x (x) / X x x / X x
– Also eine dem Hexameter sehr verwandte Form! Die erste Strophe der Elegie:
Zwar noch weigert dem Troste dein frisch verwundetes Herz sich;
Tränen trösten dich nur, in die deinen geweinte, gefühlte
Tränen; doch wag‘ ichs und nahe mit Trost.
Klingt doch gar nicht übel … Erstaunlich der harte Zeilensprung vom zweiten in den dritten Vers?!
Ich überspringe die nächsten dreizehn Strophen und führe nur noch die beiden das Gedicht schließenden an:
Auf von den Bildern des Todes zu milderem Ernste des Lebens!
Du verstehest ihn; nur der flatternde Pöbel der Mädchen
Wähnet es Flitter und gaukelnden Scherz;
Wähnt zum Spiele sich selbst in des Daseins Spiele geschaffen,
Und entehrt sich durch doppelten Wahn. Erheitre dem Leben
Neu dich und seinem erhebendem Ruf!
Inhaltlich ein wenig wundersam, aber gut geeignet, die Bau- und Wirkungsweise vorzuführen?! Conz war nun kein großer Dichter; aber vielleicht kann er ja als Anregung dienen, mit dem Hexameter auch in diese Richtung hin Versuche zu unternehmen!