J.R.R. Tolkien: König Arthurs Untergang. Herausgegeben von Christopher Tolkien
Gerade eben ist die deutsche Ausgabe von The Fall of Arthur erschienen, bei der Hobbit Presse / Klett-Cotta. Ein „Buch zum Vers“ ist sie, weil das unvollendet gebliebene Gedicht in Stabreimversen geschrieben ist; und jeder Stabreimvers-Text einen genauen Blick wert ist angesichts der wenigen, die heutzutage geschrieben werden!
Den größten Teil des Buches nehmen die sehr spannend zu lesenden Erklärungen und Erläuterungen Christopher Tolkiens ein; das eigentliche Gedicht umfasst selbst in der Gegenüberstellung des englischen Textes mit der deutschen Übersetzung nur knapp achtzig Seiten.
Dabei ist diese zweisprachige Anordnung sicher sinnvoll. Hans-Ulrich Möhring hat beim Übersetzen die alte Frage zu entscheiden gehabt, ob er dem Inhalt möglichst treu bleibt und die Form vernachlässigt oder umgekehrt, und sich zugunsten der Form entschieden; da ist dann der Blick auf die gegenüberliegende Seite, hin zum englischen Text, immer eine angenehme Versicherung.
In the South from sleep ⋅ to swift fury
a storm was stirred, ⋅ striding northward
over legues of water ⋅ loud with thunder
and roaring rain ⋅ it rushed onward.
Their hoary heads ⋅ hills and mountains
tossed in tumult ⋅ on the towering seas.
Aus Schlummer schlug um ⋅ zu schleunigem Toben
ein Wetter und wallte ⋅ weit übers Meer,
es sauste von Süden ⋅ wie besessen nach Norden
mit brüllendem Donner ⋅ und brausendem Regen.
Wutentbrannt warfen ⋅ ihre weißen Kämme
gewaltige Wellen ⋅ in die wühlende See.
– So beginnt auf Seite 52 (Englisch) beziehungsweise Seite 53 (Deutsch) der dritte Gesang; ich denke, da kann man sich schon ein Bild machen bezüglich der Art der Übersetzung?! Und auch der Art der Verse, selbstredend …
Aus den vielen Seiten Erläuterungen führe ich nur ein kurzes Wort von Tolkien selbst an, der im „Anhang A“ zu Wort kommt in Form eines Vortrags zur altenglischen Dichtung. Da steht also auf Seite 279:
Unsere Sprache ist mittlerweile leichtbeweglich geworden (in den Silben) und kann sehr flink und flexibel sein, aber lautlich ist sie recht dünn und in ihrer Bedeutung oft diffus und verschwommen. Die Sprache unserer Vorfahren, besonders die dichterische, war langsam, nicht sehr beweglich, aber sehr volltönend und ungemein dicht und konzentriert, jedenfalls die eines guten Dichters.
Da geht es nicht um Deutsch, klar; aber eine nachdenkenswerte Feststellung allemal!