Ein „märchenhaftes Epos“ hat Albrecht Schaeffer seinen 1921 beim Insel Verlag erschienenen, 160 Seiten umfassenden „Gevatter Tod“ genannt; und das ist sicher eine zutreffende Beschreibung! Inhaltlich erinnert vieles an beispielsweise die Märchen der Brüder Grimm; der Hexameter, die für den Text gewählte Versform, ist der epische Vers.
Schaeffers Hexameter vom Beginn des 20. Jahrhunderts klngen deutlich anders als die zu Beginn des 19. Jahrhunderts geschriebenen; rauer, weniger rund. Vieles, was damals nicht denkbar gewesen wäre, wird nun umgesetzt, wie zum Beispiel längere Strecken einsilbiger Wörter!
Am Anfang der „zweiten Phase“ etwa spricht eine Frau, die schon 17 Kinder geboren hat und ein weiteres Mal dicht vor der Geburt steht, so mit ihrem Mann (Seite 14):
Aber ich bin es auch satt. Ja, höre nun, dies wollt ich sagen.
Denn ich weiß es seit langem bereits: dies ist nun das letzte
Mal, dass ich in die Welt ein Lebendiges setze. Ich selber,
Mann, verlasse sie nun. Es ist mir gleich, denn ich sagt es
Schon und sag es noch mal: die Last bin ich satt, und ich will nun
Ein Vergnügen für mich. Ich geh zu den heiligen Engeln,
Welche, soviel uns gesagt, nicht zeugen oder gebären.
– Vom vierten bis zum sechsten Vers gibt es hier eine Strecke von sagenhaften 26 einsilbigen Wörtern zu bestaunen! Das hat, wenig überraschend, Auswirkungen auf die Art, wie der Vers sich bewegt; insgesamt passt die leichte Kurzatmigkeit aber gut zum trocken-verbitterten Ton der Sprecherin?!
Und auch wenn es ein wenig schwieriger ist, die betonten Silben zu erkennen, gelingt es eigentlich doch immer.