Ein Kanadier, der noch Europens
Übertünchte Höflichkeit nicht kannte
Und ein Herz, wie Gott es ihm gegeben,
Von Kultur noch frei, im Busen fühlte,
Brachte, was er mit des Bogens Sehne
Fern in Quebecs übereisten Wäldern
Auf der Jagd erbeutet, zum Verkaufe.
Als er, ohne schlaue Rednerkünste,
So wie man ihm bot, die Felsenvögel
Um ein Kleines hingegeben hatte,
Eilt‘ er froh mit dem geringen Lohne
Heim zu seinen tiefverdeckten Horden,
In die Arme seiner braunen Gattin.
So beginnt Johann Gottfried Seumes „Der Wilde“. Das ist nun keine Geschichte, die heute noch weithin bekannt zu sein verdiente; aber die Art, wie Seume den fünfhebigen Trochäus verwendet, ist doch einen Blick wert, scheint mir. Zwei lange Sätze füllen einmal sieben, einmal sechs Verse, was ja auf eine gewisse Spannung zwischen den Größen zu deuten scheint; doch spricht man die Verse laut, ist es schwer, sie lebendig und ausdrucksstark klingen zu lassen … Vielleicht liegt es darin, das zwar der Satz erfahrbar wird, der Vers aber sehr blass bleibt?!