Das Königreich von Sede (15)

Drei Rosen

Eingesunken lag Schloss Sede,
Lag in Schnee und Nacht versunken,
Als Prinzessin Sofarosa,
Sich vom Fenster wendend, seufzte.
„Schemel“, sagte sie zum Narren,
Zu des Königs altem Narren,
Der in ihren Räumen weilte,
Gegen der Prinzessin Schwermut
Anzusingen, anzuspielen
Auf der Laute, liederkundig –
„Schön ist dein Gesang und tröstlich,
Doch im Dunkel geht verloren,
Doch in Eis und Schnee verliert sich,
Was, die Einsamkeit zu mildern,
Zu versüßen Not und Mangel
Fremder Länder, alter Zeiten
Dichter uns an Worten schenkten:
Winter ist es, Winter bleibt es!“
Schemel ließ sein Lied verklingen,
Und auf seiner treuen Laute
Saiten ruhten nun die Finger,
Da der Narr all dies bedachte,
In der Winternacht bedachte;
Auf hob er sodann die Hände,
Schlang sie umeinander, schlang sie
Ineinander, dass die eine
Fort zu sein schien, dann die andre
Aus der Welt, und der Prinzessin
Schien das ganz und gar natürlich
Und zur gleichen Zeit unmöglich –
Nahm die Hände auseinander,
Bot sie der Prinzessin. Siehe!
Rosen lagen in den Händen,
In des alten Narren Händen
Bargen sich drei junge Rosen,
Rot, und weiß, und rosafarben.
„Stell die rote dir ans Fenster,
Dass dein Blick, der in den Schnee geht,
Feuers Wärme mit sich führe;
Stell die weiße an dein Bett dir,
Dass im Traum du Frieden findest;
Steck die rosa an den Busen,
Dass in Schönheit ihr vereint seid.“
Lächelnd tat wie ihr geheißen
Die Prinzessin, und sie fragte:
„Woher stammen diese Rosen,
Frische Rosen, die im Winter
Deine leeren Hände füllten?“
„In den nächsten Sommer griff ich“,
Gab der Narr ihr leise Antwort,
„Nahm des nächsten Sommers Rosen,
Damit deinen Schmerz zu lindern;
So ist dieser Winter reicher,
Und so wird der nächste Sommer
Ärmer sein; Um diese Rosen.“
Sprachs, und griff nach seiner Laute,
Und begann erneut zu spielen,
Sehnsuchtsvolle Dissonanzen,
Voller Würde, ohne Heimat.

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