Erzählverse: Der trochäische Fünfheber (10)

Allzu viele Versepen hat das 20. Jahrhundert nicht hervorgebracht; aber einige eben doch, und darunter durchaus beachtliche! Im Insel-Verlag ist zum Beispiel 1924 Albrecht Schaeffers „Parzival“ erschienen, eine über 600 Seiten starke Nach- und Neuerzählung des Parzival-Stoffes, geschrieben in fünfhebigen Trochäen! Ein kurzer Ausschnitt ganz vom Anfang, also aus Parzivals früher Jugend:

 

Doch entlief der Knabe nach dem Walde,
Voller Wissbegier, durch Stämme, angstvoll,
Stillehaltend, atmend in der Wärme,
In der Dämmrung unter Buchenkuppeln
Grünen Scheins, durchsprengt von goldnen Lichtern –
Und die Stille tönte da unsäglich,
– So als zwitscherten die goldnen Flecken –
Unablässig, nah und ferne, jubelnd,
Rufend, jauchzend, flötend, triumphierend:
Überzog ihm da sein ganzes Innres
Eine goldne Heiterkeit und flößt‘ ihm
Solch ein Prickeln in das Herz und Auge,
Dass er lachte, und so lernt‘ er dieses.

 

– So zu lesen auf Seite 18. Ich glaube, das ist eine Art des Erzählens, die der Verserzählung eigen ist?! Ich kann mir eine derartige Auflösung des Satzbaus ohne ein Auffangen durch den metrisch geregelten Vers jedenfalls nur schwer vorstellen!

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