Der folgende, aus vier Reimpaaren bestehende und dabei recht hemdsärmlige Text stammt aus der Feder Wilhelm Buschs:
Ich saß vergnüglich bei dem Wein
Und schenkte eben wieder ein.
Auf einmal fuhr mir in die Zeh
Ein sonderbar pikantes Weh.
Ich schob mein Glas sogleich beiseit
Und hinkte in die Einsamkeit
Und wusste, was ich nicht gewusst:
Der Schmerz ist Herr und Sklavin ist die Lust.
Bemerkenswert ist er vor allem wegen der höchst eigenartigen Wirkung, die von dem Schlussvers ausgeht, der nicht wie die sieben Verse davor vierhebig ist, sondern fünfhebig! Jedenfalls, solange man keine dreisilbige Senkung lesen möchte:
Der Schmerz/ ist Herr / und Skla– / vin ist die Lust.
Auch das ginge?! Die drei Silben sind sehr leicht, man kann sie schnell lesen. Oder man lässt den Vers durch eine sehr deutlichen Sprechpause nach „Herr“ in einen Zwei- und einen Dreiheber zerfallen:
Der Schmerz / ist Herr, || und Skla– / vin ist / die Lust.
Wieder ein anderer Gedanke: Eine Sprechpause innerhalb der dreisilbigen Senkung!
Der Schmerz / ist Herr / und Skla– / vin – || ist die Lust.
Warum nicht – aber irgendwie verhalten muss man sich zu diesem Abweichler, und das macht aus einem nicht besonders beeindruckenden Gedicht immerhin noch eine echte Aufgabe in Bezug auf das Versverständnis und den Vortrag …