Der folgende Text stammt von Gerhart Hauptmann, ich habe ihn aus dem vierten Band („Lyrik und Versepik“) seiner „Sämtliche Werke“, erschienen 1964 bei Propyläen; da steht er auf Seite 167.
Es ist ein seltsamer Text, der aufhorchen lässt; am bemerkenswertesten ist für mich die Art, wie Hauptmann hier mit Wiederholungen umgeht, denen von Klängen ebenso wie denen von ganzen Wörtern und Ausdrücken?! Was das für Wirkungen hat, und warum: das zu ergründen lohnt sich …
Rein vom Vers her ist sicher der eine, hervor- und herausragende Siebenheber bemerkenswert!
Das Spielzeug
Der Imperator wirft sein Spielzeug hin,
ein silbernes Gerippe, auf den Tisch
von Marmor, und es schnappt und schnickt und schnalzt,
es schnellt empor und tanzt. Der Imperator,
der eben noch gegähnt und sich geräkelt,
lacht auf. Das silberne Skelettlein klirrt,
verhöhnt den Tod. Kein Totentanz, ein Tanz des ewigen Lebens
ist, was es tanzt. Am Ende rutscht es aus
und streckt mit Faxen alle viere von sich. –
Jawohl, ’s ist alles nur ein Possenspiel,
so denkt, sich schneuzend, jetzt der Imperator,
das Klapperbeinchen tanzt die Posse gut
und spaßig. Und er ruft ihm zu: „Steh auf!“ –
Da schnellt’s zwei Spannen hoch. „Der Tod“, so lallt
der Imperator, „ist ein hohler Popanz,
ein dummer Kinderschreck!“ Er lallt und lacht.
Ein dummer Kinderschreck, den Dichter hätscheln! –
Er lallt und lacht, brüllt plötzlich auf: „Du lügst!“
Meint er sich selbst? Er springt zwei Ellen hoch
und stirbt. Der kleine Silberdämon tanzt
noch immer, klirrend, klappernd, auf dem Tisch,
streckt alle viere von sich, springt empor.
Doch nicht der Imperator! Der bleibt still!
Das Spielzeug hüpft und tanzt. Genug nun, Spielzeug!