Erzählverse: Der Hexameter (116)

In „Die Versuche und Hindernisse Karls“, dem in (115) erwähnten Roman, wird nicht nur Johann Heinrich Voß parodiert; Jean Paul erfährt dasselbe Schicksal! Der hat nun mit dem Hexameter nicht viel zu schaffen gehabt; allerdings gibt es in seinem „Schulmeisterlein Wutz“ eine hübsche Stelle, in der immerhin die Rede ist vom Hexameter:

Unter dem Kaffee schnitt er sich, außer den Semmeln, die Federn zur Messiade, die er damals, die drei letzten Gesänge ausgenommen, gar aussang. Seine größte Sorgfalt verwandte er darauf, dass er die epischen Federn falsch schnitt, entweder wie Pfähle oder ohne Spalt oder mit einem zweiten Extraspalt, der hinausniesete; denn da alles in Hexametern, und zwar in solchen, die nicht zu verstehen waren, verfasset sein sollte: so musste der Dichter, da er’s durch keine Bemühung zur geringsten Unverständlichkeit bringen konnte – er fassete allemal den Augenblick jede Zeile und jeden Fuß und Pes –, aus Not zum Einfall greifen, dass er die Hexameter ganz unleserlich schrieb, was auch gut war. Durch diese poetische Freiheit bog er dem Verstehen ungezwungen vor.

„Den Augenblick“ = „augenblicklich“?! Jedenfalls eine Verfahrensweise, die für die Jetztzeit zu bewahren sich vermutlich lohnen würde …

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