Idyllisch, eigentlich schon kitschig kommt Ada Christens Blankvers-Text aus ihrem Zyklus „Fünf Treppen hoch“ daher; Gegenstand ist die erinnernde Beschreibung einer Heimat, eines Hauses, das liebevoll geschildert wird, ehe das Gedicht dann so schließt:
Ganz unterm Dache aber steckt ein Stübchen,
In dem nichts steht als nur ein Kinderbett.
Ein schläferiges Mägdlein knieet dort,
Das folgsam seine schmalen Hände faltet
Und mühsam nachlallt, was die alte Frau
– Mit ihrem Wackelkinn und tausend Runzeln –
Ihr vorspricht, jedes lange Wort betonend,
Als müsse Gott das ganz besonders hören.
Am Fenster lehnt ein Mann mit weißem Haar
Und ernsten, starken, aber gütigen Zügen.
Er regt die Lippen nicht, er betet leise,
Und seine raue schwielenvolle Hand
Legt federleicht er auf des Kindes Köpfchen,
Als übermannt von Schlaf es flüsternd umsinkt,
Und tiefe Atemzüge durch das Stübchen wehn …
Das ist keiner größeren Beachtung wert, eigentlich. Aber was doch auffällt, hier wie bei vielen anderen Gelegenheiten: Wie weit selbst ein sich stark an die Prosa anschmiegendes Versmaß wie der Blankvers einen Inhalt „beglaubigt“ – liest man den Text laut, versinnlicht man ihn: wirkt er deutlich überzeugender, als er es bei der stummen Betrachtung durch Auge und Verstand vermag!