Im „Hinterzimmer“ des Verserzählers tut sich immer mal wieder etwas; in letzter Zeit sind einige kleinere Texte hinzugekommen unter Anapästische Verse, als allerletztes eine kurze Wesensbestimmung des Anapästs von Carl Seidel, gefunden in seinem „Charinomos“ (zweiter Band, 1828). Der kann man zustimmen oder auch nicht (mir scheint sie zwar im wesentlichen richtig, aber zu einschränkend), ein hilfreicher Fingerzeig ist sie allemal!
Als einen der Beispieltexte führt Seidel, wie fast alle anderen Metriker auch, Schillers „Taucher“ an. Der schließt so:
Wohl hört man die Brandung, wohl kehrt sie zurück,
Sie verkündet der donnernde Schall;
Da bückt’s sich hinunter mit liebendem Blick;
Es kommen, es kommen die Wasser all;
Sie rauschen herauf, sie rauschen nieder,
Den Jüngling bringt keines wieder.
Seidel merkt an:
Diese letzte Stanze ist wegen des hinsinkenden Rhythmus‘ der gegen das Ende hin wie ein Echo nach und nach verhallenden Anapäste, wegen der sanft ausklingenden weiblichen Reime und wegen des allmählichen Eintretens milderer Vokale und Konsonanten ein nachahmenswertes Meisterstück des Versbaus von charakteristischer Schönheit.
Und da, scheint mir, liegt er nun völlig richtig!