Der prosaische Rhythmus

Ein kurzer Abstecher zur Prosa. Geschrieben hat die folgenden Sätze Jean Paul, zu finden sind sie in seiner „Vorschule der Ästhetik“:

Freilich gibt es einen prosaischen Rhythmus; aber für jedes Buch und jeden Autor einen andern und ungesuchten; denn wie die Begeisterung des Dichters von selber melodisch wird, so wird die Begeisterung großer Menschen, von einem Luther an bis zu Lessing und Herder herüber, unwillkürlich rhythmisch. Ist nur einmal ein lebendiger und kein gefrorner Gedankenstrom da, so wird er schon rauschen; ist nur einmal Fülle und Sturm zugleich in einer Seele: so wird er schon brausen, wenn er durch den Wald zieht, oder säuseln, wenn er sich durch Blumen spielt.

Schön gesagt! Ich lese ja nicht mehr viel Prosa; aber bei Jean Paul kann man immer die Nase reinstecken … Und viel von dem, was er in der „Vorschule“ sagt, ist auch auf den Vers anwendbar:

Je mehr Kraft ein Werk hat, desto mehr Klang verträgts; der Widerhall gehört in große weite Gebäude, nicht in Stuben.

Jawoll! So isses!

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