Zweihebige Verse können auch gereimt sein. Dann wirkt der Gleichklang, weil er schon sehr bald wiederkehrt, sehr stark und formt das Gedicht. Der größtmögliche Gegensatz zum Christian Morgensterns ungereimt fortlaufendem Text aus iambischen Zweihebern, in dem die Sätze sich über viele Verse erstreckten (siehe 1), ist vielleicht das „Liedchen“ von Joachim Ringelnatz:
Liedchen
Die Zeit vergeht.
Das Gras verwelkt.
Die Milch entsteht.
Die Kuhmagd melkt.
Die Milch verdirbt.
Die Wahrheit schweigt.
Die Kuhmagd stirbt.
Ein Geiger geigt.
– (Kreuz-)Gereimte iambische Zweiheber, zwei Strophen also; in denen jeder einzelne Vers einen Satz enthält. Eine ganz andere Gestaltung, eine ganz andere Wirkung – auch wenn Zweiheber wenig Raum bieten, eingeschränkt zu fühlen braucht man sich als Verse-Schaffender nicht!