„Bei Saragossa“ heißt ein Blankverstext Hans Bethges, und wer bei diesem Titel und diesem Verfasser ein Stück Naturlyrik erwartet, liegt nicht völlig falsch:
Auf allen Gärten Saragossas lag
der Mond wie blaue Seide. Das Gesträuch
stand funkelnd um die Marmorbrunnen da,
gleich silbernen Wolken, die ein schöner Duft
ins Leben wies, das ihnen nur ein Traum.
Wir glitten auf dem schillernden Fluss zu Tal,
bekränzte Jugend, schöne Frauen auch,
und sahn den Glanz und fuhren weit ins Land,
durch viele Gärten, blühenden Feldern zu.
Da hub die schönste von den Mädchen in
dem schwebenden Kahn mit sanfter Stimme an
ein Lied zu singen, das wie Heimweh war
und lieblich gleich dem Mondlicht rings im Land.
Wohl mancher Wandrer an dem Ufer, der
es hörte, manches späte Liebespaar,
das einsam seine glücklichsten Pfade ging,
hielt an, verwundert, lauschte dem Gesang
der schönen Stimme, bis das ferne Licht
ihn ganz begrub, und lenkte seinen Schritt
nachsinnend weiter, an dem Wasser hin …
Wie jeder Vers, so hat auch dieser seine ganz eigene Art: Ausnahmslos männlich-betont schließend, mit teils sehr harten Zeilensprüngen; andererseits mit doppelt besetzten Senkungen im Versinnern, wobei diese aber ausschließlich von dreisilbige Beiwörtern besetzt werden: silbernen, schillernden, blühenden, schwebenden, glücklichsten. Das könnte eintönig wirken, aber dafür sind es zu wenige derartige Beiwörter; und ist der Text zu kurz. Doch vernehmbar ist es immer in dieser luftig-leichten, eben schwebenden Erinnerung an eine nächtliche Begebenheit, und gibt dem Text seinen eigenen Ton.