Wie schlicht darf ein Gedicht sein, inhaltlich? Das trotzdem wirken will?! Ziemlich schlicht; das lässt zumindest Otto Julius Bierbaums „Freundliche Version“ vermuten:
Nicht im Schlafe hab‘ ich das geträumt,
Hell am Tage sah ichs schön vor mir:
Eine Wiese voller Margeritten;
Tief ein weißes Haus in grünen Büschen;
Götterbilder leuchten aus der Laube.
Und ich geh mit Einer, die mich lieb hat,
Ruhigen Gemütes in die Kühle
Dieses weißen Hauses, in den Frieden,
Der voll Schönheit wartet, dass wir kommen.
Und auch wenn das auf keinen Fall ein sonderlich gutes Gedicht ist – eine gewisse Wirksamkeit ist da! Und eine Besonderheit beim verwendeten Vers auch: Ungereimte trochäische Fünfheber schließen fast imer unbetont, also weiblich; hier aber haben die ersten beiden, einleitenden Verse männliche, also betonte Endungen, was sie wirksam von der eigentlichen „Vision“ abhebt.