Michael von Albrecht: Große römische Autoren.
Der zweite Band des insgesamt dreibändigen, 2013 bei Winter erschienenen Werkes hat zum Inhalt „Horaz, Vergil und seine Nachfolger“. Alle diese Verfasser haben in Versen geschrieben und sind dadurch für einen heutigen Verserzähler wichtige Bezugsgrößen – im Eigentlichen erwähne ich den Band hier aber wegen des zweiten Kapitels, „Horazens Brief an Albius: Versuch einer metrischen Analyse und Interpretation“.
Besagter Brief ist kurz, er umfasst nur 16 Hexameter; diese untersucht von Albrecht gründlich in Hinblick auf die Verteilung der Versfüße, die Zäsuren, das Verhältnis von Vers und Satz, die Wortgruppierung und noch einiges mehr. Man muss nicht wirklich Latein beherrschen, um dem folgen zu können, und die Erkenntnisse sind immer auch für den deutschen Hexameter nutzbar!
Von Albrechts Ziel ist „der Versuch, ein Gesamtbild des metrischen Untergrunds des Gedichts zu gewinnen und auf diese Weise festzustellen, welches musikalisch-rhythmische ‚Akkompagnement‘ Horaz seinen Gedanken gibt“ (Seite 57). Ich finde, es wird erreicht.
Lucan, den von Albrecht auch behandelt, ist ein Stück weit von Friedrich Hölderlin übersetzt worden, und einen Hexameter dieser Übersetzung setze ich hier noch hin (einfach, weil er mir gerade eingefallen ist):
Gierig spähet mein Geist nach der Quelle der großen Geschichten.
Ein Blick auf, ein Spähen nach zum Beispiel Horaz und Vergil?! Es passte.