Erzählverse: Der Blankvers (81)

Napoleon und kein Ende: Nach der Schlacht von Waterloo, siehe (80), nun „Das Grab auf Sankt Helena“, eine Reihe von Fragmenten, geschrieben von Karl Immermann. Hier der Beginn des fünften Textes:

 

Nacht war’s. Der Mond ergoss sein fahles Licht,
Und zeichnete der Küste Felsen weit
Hinaus mit Riesenschatten in die See,
Die seltsam murmelnd zu den Schatten sprach.
Ich aber schlich sacht‘ aus der Hütte, wo
Die lärmenden Genossen zechten, schlich
Zum Strande, löste meinen Nachen, sprang
Hinein mit beiden Füßen, griff zum Ruder,
Und fuhr durchs Meer, das, wie erstaunt, emporrauscht‘.
Noch klang mir der Genossen Lied im Ohr,
Noch hinkte mir der Hütte Feuer nach;
Jetzt starb das Lied im Nachtbauch. Um den Vorsprung
Der Küste fuhr ich … und das Feuer schwand:
Ich war allein!
Allein mit mir, dem Ungetüm des Abgrunds,
Dem Schrecken und dem Grausen jetzt allein.

 

Hier tragen die vielen Wiederholungen zum Gesamteindruck genauso bei wie die überwiegend männlich schließenden Verse? Eine Verkürzung wie „emporrauscht'“ (statt „emporrauschte“) scheint mir dagegen ein Schwachpunkt zu sein. Ansonsten ein Text, der wie viele Blankvers-Texte im Vortrag sehr gewinnt!

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