Erzählverse: Der Hexameter (139)

Oskar Loerke schreibt über den Rhythmus:

Er ist mir das drängende, suchende, abenteuerwillige Element. Er misst beharrlich die Gegensätze und Abstände in All, als entspränge er im Unendlichen und stapfte an uns vorbei und durch uns hindurch wiederum dorthin; was er auf seinem Wege findet, ist ihm Muster und Anlass, – alle Pulse, Schritte, Gezeiten, kalendarischen Erscheinungen. Und er gibt sich darin hin, wünscht fürder nicht ungesellig einsam zu bleiben.

– So zu lesen in Oskar Loerke, Sämtliche Gedichte, zweiter Band, erschienen 2010 bei Wallstein, auf Seite 964. Wer so etwas schreibt, ist dem Hexameter gegenüber sicher offen?! Nun ja: von den 24 Versen seines Gedichts „Die Verbannten“ (Seite 563) ist der erste ein Hexameter, und der letzte auch; was dazwischen steht, ist aber eine bunte Ansammlung von rhythmisch mal so, mal so, immer jedoch sehr hörenswert gestalteten Langversen! Die beiden Schlussverse:

 

Die Verbannten aber streiten empor wider der Finsternis Fürsten,
Mächtig schweben sie an wie gegen den Wind das Gewitter.

 

Der vorletzte Vers ist klar zäsuriert, vorne ein wenig anapästisch, hinten klar daktylisch in der Bewegung:

◡ ◡ — ◡ — ◡ — ◡ ◡ — || — ◡ ◡ — ◡ ◡ — ◡

Der letzte Vers ist dann ein Hexameter ohne Fehl und Tadel:

— ◡ / — ◡ ◡ / — || ◡ / — ◡ ◡ / — ◡ ◡ / — ◡

Beide Verse passen gut zueinander; auch, weil sie in Bezug auf die Wortfüße den vom Hexameter gesetzten Rahmen nicht verlassen!

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