Die bisherigen Beispiele für den iambischen Dreiheber stammen aus der anakreontischen Tradition, was heißt: es waren leichte, tändelnde, spielerische Stücke. Der in diesem Beitrag vorgestellte Text findet sich dagegen in den Liedertagebüchern Friedrich Rückerts (hier dem von 1855), was einen ganz anderen Ton zum Klingen bringt: die sich selbst genügende Kargheit der Rückertschen Altersdichtung!
Im Winter streu‘ ich Brocken
Den Sperlingen vors Fenster
Und denke, dass im Sommer
Sie meine Kirschen fraßen:
Fräßet ihr bald sie wieder!
Nicht dass ich ihnen lieber
Sie gönnt‘ als mir, doch gönnt‘ ich
Uns beiderseits den Sommer.
Das sind Verse, gegen die sich manches sagen lässt, nicht zuletzt in Bezug auf die große Menge an Pronomen in der zweiten Hälfte des Textes; aber eindringlich sind sie doch, und einnehmend, auf ihre ganz eigene Art.