Manchmal stößt man auf Texte , die schon darum im Gedächtnis bleiben, weil sie seltsam sind! „Krieg und Liebe“ von Zacharias Werner ist so einer:
Wodan, Regierer der Welt, Beherrscher der Götter Walhallas,
Strahlte in Wolken gehüllt, umringt von Teutoniens Göttern.
Also beherrschet der Leu die schwächern Bewohner des Waldes,
Und sein funkelnder Blick verkündigt Verderben und Leben.
Ein „Fragment aus der alten deutschen Mythologie“ (wie es im Untertitel heißt), geschrieben im Hexameter? Wenn da mal nicht der Stabreimvers sinniger gewesen wäre … Aber es kommt etwas später noch wunderlicher – Freia wird von Wodan zu Spiel und Gesang aufgefordert:
Freia, von Ehrfurcht erfüllt, ergriff jetzt die göttliche Telyn,
Tönte ins Saitengeräusch mit schmetterndem Tone die Kriege
Und den erschrecklichen Kampf der Götter Olymps und Walhallas.
Oha. Der „Krieg der Mythologien“ wird dabei in asklepiadeischen Odenstrophen gesungen! Die erste:
Ha! Es kämpften voll Wut Heere der Göttlichen,
Zeus, Poseidon und Thor, Wodan der Schreckliche,
Mars, Apoll und Bellona,
Zu erringen des Sieges Preis.
Und obwohl die griechischen Götter daher auf sozusagen heimischem Gelände kämpfen, – verlieren sie! Womit das Stück aber noch nicht zu Ende ist, dem Titel gemäß folgt noch die „Liebe“; wieder leiten einige Hexameter die Szene ein, ehe der eigentliche Gesang in Odenstrophen erfolgt.
Sehr, sehr eigenartig, das Ganze …