Wenn man an die Brunnenstrophe denkt, hat man wahrscheinlich als erstens den kennzeichnenden Ton im Ohr, den die Strophe in der Romantik gewonnen hat: „In einem kühlen Grunde, da geht ein Mühlenrad …“ Aber die Strophe war selbstverständlich auch vor und nach der Romantik in Gebrauch, in vielen und ganz verschiedenen Ausformungen. Ein Beispiel für einen etwas ungewohnteren Klang ist der dialektal gefärbte „Wert des Lebens“ von Adolf Glaßbrenner:
Er stand an dem Kupfergraben
Der Eckensteher Zimmt,
Er schaute hinab in das Wasser
Und war sehr trübe gestimmt.
„Wat soll ick mir länger hier quälen?
So’n Leben hab ick satt!
Ich stürze mir runter in’t Wasser,
Wo allens en Ende hat.“
So sprach er und machte schon Anstalt –
Da kam ein Kollege vorbei;
Der sagte: „Ich habe vier Groschen,
Die woll’n wir verkümmeln, juchei!“
Da besann sich der Zimmt ein wenig
Und rief: „Wat bin ick vor’n Tor!
Wat hilft mir denn ooch det Ersaufen?
Ick ziehe det Besaufen vor!“