Erzählverse: Der Blankvers (87)

An die Herzogin von Broglie

Ich blicke mit dem Herzen fern zurück
Zu einer Welt, der ich einst angehöret, –
Der Tod ist dagewesen. Gräber! Gräber!
Nur eine – du – wie aber dir zu nahen,
Und wie dich nennen? – Herrin? – Gnäd’ge Frau? –
Du stehst vor meinen Augen noch das Kind.
Und, Albertine!, würfest du den Blick
Auf mich und sprächest: Wer ist dieser Alte,
Der so mich anstarrt, graue Locken schüttelt,
Und Tränen heimlich zu verschlucken scheint?
Ich kenn‘ ihn nicht. – –

 

– Ein erst postum veröffentlicher Text von Adelbert von Chamisso, der 16 Jahre älter war als die Angeredete – gestorben sind sie aber beide 1838 … Der Nominativ „noch das Kind“ statt „noch als Kind“ war damals durchaus üblich. Insgesamt ein eindrücklicher, trotz seines bedrückenden Gegenstands aber immer lebendig sich bewegender Text, wie man ihn von Chamisso gewohnt ist!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert