Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe; das gilt auch beim Schreiben von Distichen.
Madame Heunisch
Schwach ist dein Stimmchen, mein Schatz, so reich uns die stattliche Nase:
Dich zu hören bequem, sitzen gefällig wir drauf!
E.T.A. Hoffmann hat einige „Distichen auf Mitglieder des Bamberger Theaters“ geschrieben. Zum Privatvergnügen, veröffentlicht worden ist davon zu seinen Lebzeiten nichts! Vielleicht auch darum ist der gutmütige Spott über die durchaus fähige Sängerin Cäcilie Heunisch keine wirklich große Verskunst (der Pentameter klingt arg ungelenk)?!
Über die Größe von Nasen haben sich auch andere Dichter ausgelassen – Adelbert von Chamisso etwa in den Distichen des „Angebindes an Selmars Nase“:
Rettung
Längst schon wärst du ertrunken in Fluten der eigenen Dichtung,
Doch ist kein Wasser so tief, dass es die Nase bedeckt.
Aber abgesehen von der verbindenen Nase – dass sind einmal bessere Verse; zweitens sind sie veröffentlicht worden; und drittens sind sie kein „gutmütiger Spott“, sondern ein ernstgemeinter Rempler, denn „Selmar“ war das Pseudonym des Dichter-Kollegen Karl Gustav von Brinckmann, den Chamisso einmal in einem Brief als „unaustehlichen Wicht“ bezeichnet hat …