Die Verse von Joseph von Eichendorffs „Die Jungfrau und der Ritter“ scheinen ganz gewöhnliche gereihte und ungereimte trochäische Vierheber zu sein:
Eine Jungfrau wandert‘ einsam
In dem wunderschönen Frankreich,
Gen Paris sie wollte ziehen,
Wo die Eltern ihrer harrten;
Von den Ihren abgekommen,
Hatt‘ sie sich verirrt im Walde,
Lehnte sich an eine Eiche,
And’re Wandrer abzuwarten.
Kam ein Ritter da geritten,
Gleichfalls gen Paris er trabte.
„Wenn es Euch beliebt, Herr Ritter,
Nehmt mich mit aus diesem Walde.“
„Herzlich gerne, schöne Herrin!“
Und, ihr höflich aufzuwarten,
Sprang der Ritter von dem Rosse,
Hob hinauf sie, in den Sattel
Drauf sich selber zu ihr schwingend.
Aber als sie so im Walde
Einsam ritten, da begann er
Ihr verliebt den Hof zu machen.
„Hüt‘ dich, Ritter, sei nicht schändlich,
Ein Todkranker war mein Vater
Und verpestet meine Mutter,
Siech und elend müsst verschmachten,
Wer mich frevelhaft berührte.“
Und der Ritter schwieg erblassend.
Aber in Paris am Tore
Still in sich die Jungfrau lachte.
„Warum lacht Ihr, schöne Herrin?“ –
„Über den feigen Ritter lach‘ ich,
Der sein Mädchen hat im Freien
Und nichts macht als Redensarten!“
Voller Scham sprach da der Ritter:
„Kehrt noch einmal um zum Walde,
Habe draußen was vergessen.“
Doch die schlaue Jungfrau sagte:
„Nimmer kehr‘ ich um, und tät‘ ich’s,
Keiner doch wagt’s, mir zu nahen,
Denn ich bin die Tochter Frankreichs,
Und der König ist mein Vater,
Und wer meinen Leib berührte,
Müsst’s mit seinem Kopf bezahlen.“
Genaueres Hinschauen und -hören zeigt aber, dass doch ein wenig mehr Ordnung in dem ganzen Text steckt: Die geraden Verse haben eine durchgängige Assonanz auf „a“! Eine viel unauffälligere Bindung der Verse als die durch einen Reim, aber darum noch lange keine wirkungslose …