Die Wogenpferde

Wieder ein Gedicht zum „Rheinfall von Schaffhausen“ – er fand schon Erwähnung in Der Hexameter (53), Das Sonett (13), Ganz frei und Das Distichon (73) (und nicht zu vergessen Das Distichon (41) zum Zackenfall). Diesmal besingt ihn Christian Wagner:

 

Welch Donnersausen
Und Wogenbrausen,
Sich überstürzen,
Mit Schaum sich schürzen!

Sind’s Fohlen mit ihren Müttern,
Die, bange vor Sturmgewittern,
Bei rollenden Donnerstimmen
Den Strom durchschwimmen?

Die Mähnen, die weißen Mähnen
So sturmwild flattern;
Dort übereinander sich lehnen
Die Müdern, die Altersmattern.

Die Hengste mit starken Hufen
Sich breite Stufen
Ins Wasser schlagen
Und weiter jagen.

Noch kündet donnerd‘ Gewieher
Viel tausend der gleichen Flieher,
Und tausend der grauen Stuten
Tief unten stromabwärts fluten.

 

Und er braucht dafür, wie könnte es anders sein! das „Donnern“.  Sogar dreimal, was sicher ein wenig übertrieben ist und ein wenig geistlos wirkt?! Dafür ist aber die Ausgestaltung des alten und gutbekannten „Wasserpferde-Bilds“ gar nicht so schlecht gemacht, und die Reime sind auch vergleichsweise frisch; insgesamt also durchaus lesbar!

Hier noch, als Erinnerung und zum Vergleich, Eduard Mörikes distichische Wogenrösser:

 

Rosse der Götter, im Schwung, eins über dem Rücken des andern,
Stürmen herunter und streun silberne Mähnen umher;
Herrliche Leiber, unzählbare, folgen sich, nimmer dieselben,
Ewig dieselbigen – wer wartet das Ende wohl aus?

 

Da liegt der Nachdruck, wie bei dieser Form zu erwarten, viel stärker auf der Wortbewegung als auf dem Klang, und Mörike macht das wirklich sehr beeindruckend!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert