Wenn man erst einmal angeangen hat, über die iambische Bewegung nachzudenken, fallen einem alle möglichen Sachen auf … Wenn die iambische Bewegung sehr eng am Metrum sein, aber nicht gänzlich mit ihm übereinstimmen soll, kann man zwei Iamben zu einem doppeliambischen Wortfuß zusammenfassen: ◡ — ◡ —. Im fünffüßigen Iambus geht das zweimal, ein einzelner Iambus bleibt übrig. Die drei so geschaffenen Bestandteile lassen sich auf drei verschiedene Arten anordnen:
◡ — ◡ — | ◡ — | ◡ — ◡ —
◡ — | ◡ — ◡ — | ◡ — ◡ —
◡ — ◡ — | ◡ — ◡ — | ◡ —
Und wenn man sich danach Georg Heyms bekanntes Sonett „Printemps“ anschaut …
Ein Feldweg, der in weißen Bäumen träumt,
In Kirschenblüten, zieht fern über Feld.
Die hellen Zweige, feierlich erhellt,
Zittern im Abend, wo die Wolke säumt,
Ein düstrer Berg, den Tag mit goldnem Grat,
Ganz hinten, wo ein kleiner Kirchturm blinkt.
Das Glöckchen sanft im lichten Winde klingt
Herüber goldnen Tons auf grüner Saat.
Ein Ackerer geht groß am Himmelsrand.
Davor, wie Riesen schwarz, der Stiere Paar,
Ein Dämon vor des Himmels tiefer Glut.
Und eine Mühle fasst der Sonne Haar
Und wirbelt ihren Kopf von Hand zu Hand
Auf schwarze Au, der langsam sinkt, voll Blut.
… stellt man fest, dass jede dieser drei Möglichkeiten genau einmal verwirklicht wird – in V5, V10, V14. V9 ist eine leicht abgeänderte Form desselben Musters! Die restlichen Verse verdienen aber auch einen nähereren Blick bezüglich ihrer Bewegung, zum Beispiel, wie die „iambische Bewegtheit“ zum Gedichtschluss hin immer vernehmbarer wird …