Erzählformen: Das Distichon (109)

Ich habe heute in Jakob Minors „neuhochdeutscher Metrik“ gelesen, dass, wenn am Ende der ersten Pentameter-Hälfte nicht auch ein Wort schließt, der Pentametereinschnitt also innerhalb eines Wortes liegt und von diesem überbrückt wird: dass dann ein „Ioniker a maiore“ als Wortfuß vorliegt. Da ist was dran! Allerdings hat Minor nur Beispiele wie den bekannten Schlegel-Vers

 

Priamos auch und des speerschwingenden Priamos Volk

 

– und da gehört, will man denn pingelig sein, das „und des“ doch irgendwie auch noch zum Wortfuß, zum Ioniker „speerschwingenden“?! Aber es lässt sich ohne Mühe ein Beispiel schreiben, das derlei vermeidet:

 

Dichteralltag

Grimmend nimmt er sein Werk, zerreißt die Seiten und äußert
Wenigpoetisches: „Grundgütiger, was für ein Mist!“

 

Grund- || gütiger, genau auf dem Pentametereinschnitt und ein Wortfuß der Form — —◡◡!

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