Nach einem Gemälde

… hat Friedrich Schiller sein einziges „antikes“ Gedicht geschrieben, was meint: unter Verwendung einer ungereimten, vierzeiligen Odenstrophe. Die sieht so aus:

— ◡ — ◡ ◡ — | ◡ — ◡ — ◡
— ◡ — ◡ ◡ — | ◡ — ◡ — ◡
— ◡ — ◡ ◡ — ◡
— ◡ ◡ — ◡ ◡ —

Wenn man die antiken Bezeichnungen bemüht: Zwei phaläkische Verse, ein Pherekrateus, ein kleiner archilochischer Vers. Wobei die Strophe an sich aber gar nicht antik ist, sondern von Klopstock ersonnen wurde?! Wie auch immer – was Schiller damit angestellt hat, ist das:

 

Senke, strahlender Gott – die Fluren dürsten
Nach erquickendem Tau, der Mensch verschmachtet,
Matter ziehen die Rosse –
Senke den Wagen hinab!

Siehe, wer aus des Meers kristallner Woge
Lieblich lächelnd dir winkt! Erkennt dein Herz sie?
Rascher fliegen die Rosse,
Tethys, die göttliche, winkt.

Schnell vom Wagen herab in ihre Arme
Springt der Führer, den Zaum ergreift Cupido,
Stille halten die Rosse,
Trinken die kühlende Flut.

An den Himmel herauf mit leisen Schritten
Kommt die duftende Nacht; ihr folgt die süße
Liebe. Ruhet und liebet!
Phöbus, der Liebende, ruht.

 

Was sich mythologisch-fremd, aber angenehm liest – und auch schon anderen gefallen hat; sonst wäre das Gedicht ja nicht gleich mehrfach vertont worden, zum Beispiel von Johannes Brahms und Richard Strauss … Und die verwendete Strophe ist einen eigenen Versuch wert. Allemal!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert