„An eine unbekannte Schauspielerin nach einem Operettenabend“ hat Christian Morgenstern einen seiner Blankvers-Texte genannt. Er beginnt so:
Du siehst jetzt auch vielleicht auf deine Decke,
darunter sich dein schlanker Körper zeichnet,
und sinnst dem Rätsel deines Lebens nach…
Das wilde, wüste, aufgejagte Treiben
des Abends fiel zusammen wie ein Schaum,
von dem das Meer zurücktrat stumm und tot.
Die Maske liegt, der taube Trödel liegt
verachtet irgendwo, das Auge lächelt
nicht fürder; jener tiefe Leidenszug,
der abends schon dein Lächeln abgelöst,
beherrscht, verdunkelt nun dein Antlitz ganz.
Ein versgewordenes Nach-Denken im eigentlichen Sinn, und auch hier: Der Blankvers fasst es mit der größten Selbstverständlichkeit.