Das Triolett, aus der französischen in die deutsche Dichtung gekommen, ist dort seit dem 18. Jahrhundert immer eine Randerscheinung geblieben. Es ist auch nicht wirklich eine „Erzählform“, obwohl man darin erzählen kann (und ich das gelegentlich auch mache). Weit eher eine Bühne für Spielerei und Tändelei, hat es zwar eine recht feste Formvorgabe, aber an die ist sich zumindestens im Deutschen sooft gehalten worden wie nicht gehalten worden … Ich stelle hier erst einmal ein „regelgerechtes“ Triolett vor, und dann können die folgenden Beiträge schauen, wie man die Abweichungen von der Grundform zum einen beschreibt und zum anderen beurteilt.
Pflege
Wer biegeln will, des Biegeleisen
Sei schwer und heiß, doch nicht zu heiß:
Dies möchte Brand und Stank verheißen!
Wer biegeln will, des Biegeleisen
Soll stets sich blank poliert erweisen
Und gleiten hin und her mit Fleiß.
Wer biegeln will, des Biegeleisen
Sei schwer und heiß, doch nicht zu heiß!
Karl Friedrich Schimper hat eine deutlich dreistellige Zahl Triolette geschrieben; und da ist das hier schon eines der sinnvolleren … Vom Inhalt abgesehen – das Triolett hat ist seiner Grundform acht Verse; die Verse sind vierhebig und alternieren; es gibt nur zwei Reime; der erste Vers wiederholt sich vollständig als vierter und siebter Vers, der zweite Vers wiederholt sich vollständig als achter Vers; das vollständige Reimschema ist ABaAabAB mit Großbuchstaben = Verswiederholung, und Kleinbuchstaben = „gewöhnlicher“ Reim.
Wer Schimper nicht kennt, sollte sich nicht wundern; für das deutsche Triolett ist er damit eine recht typische Erscheinung, denn an dieser Form haben sich eher die Dichter der „zweiten und dritten Reihe“ versucht!