Wie alle anderen Formen auch ist das Triolett in den vielen Metriken und Poetiken je nach Geschmack und Absicht des jeweilgen Verfassers anders dargestellt. Es gibt zwar einen unverhandelbaren Kern, aber das „Drumherum“ unterscheidet sich doch beachtlich. Manche Metriken stellen zum Beispiel fest, dass die beiden Reime des Trioletts sich aus einem „männlichen“ (letzte Silbe betont) und einem „weiblichen“ (letzte Silbe unbetont) Reim zusammensetzen sollen! Die meisten Verfasser erwähnen das nicht, das Nachzählen in den 100 Trioletten der Probe zeigt aber: Da ist was dran – 90 Triolette wechseln das Reimgeschlecht, neun schließen ausschließlich weiblich, und nur eines schließt ausschließlich männlich. Erstaunlich …
Der Zeitenstrom
Es rauscht dahin der Strom der Zeit
Und keine Macht hält ihn zurück,
Und was euch jüngst entzückt, erfreut,
Es rauscht dahin im Strom der Zeit!
Genießt darum, was das Geschick
Euch nur an Wonnestunden beut;
Denn keine Macht hält es zurück,
Es rauscht dahin im Strom der Zeit!
Jules Chevalier Potier ruft hier inhaltlich keine neuen Erkenntnisse beim Leser auf; die Versschlüsse aber sind durchgängig männlich! Und keine Frage; dadurch wird die Bewegung einheitlicher, härter auch; Reime sind weniger stark unterschieden, was heißt, es geht Abwechslung verloren. Das muss nichts schlechtes sein (ich finde, dieses Triolett ist gut gemacht), aber in den meisten Fällen wird es mehr kosten als einbringen …