Ausführlichere Einträge zum Triolett finden sich selten. Hier als Beispiel ein ganz lesenswerter aus einer Quelle, der man derlei erst einmal nicht zutraut: „Dr. Johann Georg Krünitz‘ ökonomisch-technologische Enzyklopädie, oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landswirtschaft, und der Kunstgeschichte, in alphabetischer Ordnung“. In ebendieser findet sich:
Triolett. Diese Gedichtsgattung, des Versbaues wegen, als eine Spielerei anzusehen, wäre zu hart, da sie sich sehr gut als ein kleines Miniaturgemälde gedankenreicher Gegenstände, besonders aber auf Liebe und Freundschaft und zarte Tändeleien bezogen, fassen lässt, wie das Sonett, Rondeau, Madrigal etc. Die Trioletts stammen aus einer Periode, wo in Frankreich der Rittergeist wieder auftauchte, oder wo man wenigstens bewies, dass man dem zarten Geschlechte einige Rücksicht schuldet, und daher in der Gelanterie oder feinen Lebensart gegen dasselbe nie zu weit gehen zu können glaubte, und deshalb findet man auch in dieser Dichtungsart bei den Franzosen die Anklänge derselben; dass man aber auch andere Lebensbetrachtungen darein kleiden kann, beweiset das Triolett Nr. 1 von Theodor Abel:
Freund, hoffe nicht zu viel hienieden;
Denn ach! das Leben täuscht so oft!
Ersehnest du dir süßen Frieden,
O hoffe nicht zu viel hienieden!
Oft flieht. was wir uns selbst beschieden
Und wird uns, was wir nicht gehofft!
Freund, hoffe nicht zuviel hienieden;
Denn ach! das Leben täuscht so oft!
Wie sehr die Franzosen von den Trioletts eingenommen waren, beweiset Menage, welcher das Triolett: le premier Mai so anziehend findet, dass er es: König der Trioletts nennt; und ein anderer Schriftsteller findet nichts so einfach, edel und zart, als das genannte Triolett; auch seien alle Schlussreime sehr glücklich ineinander verwebt, eben so müsse man auch das Natürliche in der Mitte so großer Schwierigkeiten bewundern. Wenn nun auch dieses Lob etwas übertrieben ist, so kann man doch die Leichtigkeit des Versebaues in dem Geständnisse der glücklich gewählten aufgestellten Miniature der Liebe der französischen Trioletts, als sehr gelungen nennen. Dass sich aber auch der deutsche Versbau zu dieser Gattung von Gedichten sehr gut eignet, beweisen nicht nur die deutschen Nachbildungen der französischen Trioletts, sondern auch die deutschen Originale, man wird darin ebensowenig die Leichtigkeit in dem Versbaue vermissen, als die glückliche Wahl in den Gegenständen. Dieses ist auch die Veranlassung, das eben angeführte Triolett als Muster hier aufgestellt zu finden, da sie bei den Deutschen in der neueren Epoche der Dichtkunst zerstreuet in Musenalmanachen und Taschenbüchern stehen, und nur bei wenigen Dichtern in der Sammlung und Herausgabe ihrer Gedichte gefunden werden. Auch scheinen alle die oben angeführten Dichtungsarten, außer dem Sonette, bei den neueren Dichtern wenig Anklang zu finden, und dieses vielleicht bei dem Triolette, weil es Übung erfordert, einen phantasiereichen Gegenstand in fünf Zeilen so auszumalen, dass die drei sich wiederholenden Zeilen, welche den Vers aus acht Zeilen bilden, so geschickt mit den übrigen verwebt werden. dass sich keine Härte des Ausdrucks bemerkbar macht, sondern die Wiederholungen mit dem Hauptgedanken, gleichsam spielend, zu einem Gedanken verbunden werden.
Sicher, umständlich geschrieben, damals, 1846; aber man erfährt doch etwas, und wie gesagt: Die meisten anderen Einträge sind deutlich kürzer und noch wissensärmer …